Frühlingsgefühle: Die Last mit der Lust

Frühlingsgefühle: Die Last mit der Lust

Dein Hund, deine Hündin ist nicht kastriert? Dann ist es gut, wenn man sich jetzt ein paar Gedanken zum Frühling macht und seinen Vierbeiner genauer beobachtet. Diese besondere Sorgfalt hilft dem Tier und erspart dem Menschen Ärger oder unliebsame Überraschungen. Erster Fall: Du hast eine junge Hündin, die noch nie läufig war. Falls es bei der Welpenübergabe kein Thema war, sollte man sich beim Züchter danach erkundigen, wann die Welpenmutter das erste Mal läufig war. Oft ähneln sich Hundemutter und Hundetochter in punkto erwachsen und geschlechtsreif werden. Kann man auf keinerlei Daten zurückgreifen, hilft ein genaues Beobachten und natürlich ein Besuch bei dem/der behandelnden Tierarzt/Tierärztin.

Für den Laien ist eine bevorstehende Läufigkeit meistens an Verhaltensbesonderheiten zu erkennen oder zu vermuten. Die Hündin beleckt ihr “Hinterteil”. Ursache ist Ausfluss aus der unter Hormoneinfluss weich und dicker gewordenen Scham. Je nach Stärke des Aussflusses kann dieses ziemlich sichere Anzeichen einer Läufigkeit fast unbemerkt verlaufen. Auf jeden Fall ist die Hündin bemüht sich sauber zu halten. Hören die Blutungen auf, beginnt in der Läufigkeit der Hündin die “heiße Phase”. Sie ist bereit für den Deckakt. Wer keinen Welpennachwuchs möchte, hält seine Hündin unter ständiger Beobachtung und verhindert ein Zusammentreffen mit Rüden. Die Duftstoffe, die durch die Läufigkeit der Hündin an die Umgebung abgegeben werden, lassen jeden noch so folgsamen Rüden seine gute Erziehung vergessen.

Die “Quarantäne” zum Schutz vor ungewolltem Nachwuchs dauert bis zu drei Wochen und sollte nicht nach Augenschein und Gefühl abgebrochen werden. Fruchtbar ist eine Hündin auch oft noch, wenn die sichtbaren Symptome längst abgeklungen sind und auch das Verhalten der Hündin sich wieder völlig normalisiert hat. Ob wirklich wieder alles hormonell unaufregend ist und die sogenannte Ruhephase begonnen hat, kann der Tierarzt/die Tierärztin feststellen. Bei dieser Gelegenheit ist es sinnvoll die Möglichkeiten einer zukünftigen Empfängnisverhütung zu besprechen. Auch eine Kastration der Hündin kann eine für alle Beteiligten sehr sinnvolle Entscheidung sein. Der Zeitraum nach der ersten Läufigkeit und vor der zweiten ist der günstigste für eine Kastration bei der Hündin.

Ist Läufigkeit also nur ein Problem für Hündinnen und deren Besitzer? Aus meiner Sicht ist die Antwort ein klares Nein. Auch Rüden haben so ihre Last mit der Lust. Das kann jeder bestätigen, der einmal eine läufige Hündin in der Nachbarschaft hatte oder mehr als einen Rüden zu Hause hält. Der Hundemann ist wie von Sinnen. Gehorsam ist ein Fremdwort, “Bei-Fuß-gehen” eine Form der Fortbewegung, die plötzlich völlig unbekannt ist und draußen wird die Länge der Leine bis zum letzten Millimeter ausgekostet. Je nach Temperament wird auch mal Futter verweigert, welpenhaftes Verhalten gezeigt, das man längst überwunden glaubte und der häusliche Frieden durch ständiges Gerangel und Kämpfe um die Rangfolge im Rudel schwer gestört. Der Trieb steuert die Rüden durch den Tag und schon beim bloßen Zuschauen wird klar, dass solche Phasen mit reichlich Stress verbunden sind.

Problematisch wird die Sexualität von Rüden dann, wenn sie ein Dauerbrenner ist und das Verhalten des Hundes dominiert. Man spricht dann von Hypersexualität. Das Aufreiten auf andere Hunde -auch Menschen bleiben nicht verschont- oder auch Gegenstände beherrscht plötzlich das Leben des sonst so umgänglichen Vierbeiners und macht aus jedem Spaziergang einen Spießrutenlauf und sorgt zu Hause für jede Menge Raufereien. Es ist eine große Erleichterung, wenn durch die Kastration eine hormonell ruhige Stimmungslage einkehrt, was keineswegs heißt, dass der Rüde weniger aktiv ist, weniger spielt oder weniger Lernbereitschaft zeigt. Im Gegenteil: Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass meine beiden Hunde-Halbbrüder endlich wieder hingebungsvoll miteinander spielen, kuscheln und mit sich und der Welt zufrieden sind.