Wie im Märchen: Happy End für ein entführtes Ei

Wie im Märchen: Happy End für ein entführtes Ei

Es gibt Geschichten, die kann man sich nicht ausdenken, das Leben schenkt sie uns: Eine rührende Tiergeschichte handelt von einem entführten Ei: Das Ei lag eigentlich in einem Nest am Ufer eines Sees und sollte nach dem Schlüpfen – wie seine Geschwister – später einmal als Höckerschwan seine Runden auf dem See ziehen, aber für dieses eine Ei kam es anders: Ein Pärchen entführte das Ei aus dem Nest und nahm es mit in seine Wohnung. Dort schlüpfte dann das Schwanenküken erst sicherlich zum Entzücken seiner Entführer, die sich eine Zeit lang um die Aufzucht bemühten. Wildtiere mitzunehmen und in einer Wohnung aufzuziehen beziehungsweise zu halten ist aber erstens nicht artgerecht und zweitens verboten. Über kurz oder lang ergeben sich ernste Probleme.

Diese traurige Entwicklung nahm auch das Leben des jungen Höckerschwans. Er fiel seinen Zieheltern zur Last, und die brachten ihn glücklicherweise in eine Pflegestation. Dort fiel das Jungtier sofort wegen seines auffälligen Verhaltens auf: es war extrem ängstlich, wasserscheu und mied den Kontakt zu Artgenossen, weil es sie nicht kannte und offensichtlich nichts mit ihnen anzufangen wusste. Stattdessen heftete sich der Höckerschwan sich an die Fersen seiner Pfleger und folgte ihnen auf Schritt und Tritt wie ein Hund.

Um dem auf Menschen fixierten Schwan ein normales leben zu ermöglichen, wie es sich für einen Wasservogel gehört, gab ihn die Pflegestation an den Tierpark in Goldau. Dort bemühte man sich fachkundig der falschen Prägung in den ersten Lebensmonaten des Schwanes entgegenzuwirken. Der Erfolg stellte sich bald ein. Nach einer Weile Aufenthalt in einem Gehege ohne Menschenkontakt, entdeckte der Schwan seine Schwimmfähigkeit. Als er dann in neu erarbeiteter Freiheit auf dem zooeigenen See einem Cordobaschwan begegnete, war das Eis gebrochen. Zwischen den beiden entfernten Verwandten entwickelte sich ein zartes Bändchen der Zuneigung, das inzwischen eine feste Freundschaft geworden ist. Die beiden Wasservögel ziehen längst gemeinsam ihre Runden auf dem See des Goldauer Zoos.