Nesträuber: Der Natur ihren Lauf lassen?

Nesträuber: Der Natur ihren Lauf lassen?

Katzen sind Raubtiere. Das weiß jedes Kind. Katzen fangen Mäuse (wenn welche da sind) und ganz besonders im Frühling erwacht der Appetit auf nestjunge Vögel und andere Jungtiere in passender Größe. Als Kind habe ich immer zugeschaut, wenn mein Vater meiner Mutter zuliebe Drahtkränze unterhalb von Vogelnestern im Garten anbrachte um Katzen das Nesträubern so gut wie unmöglich zu machen. Was heute in besiedelten Gebieten eher die Ausnahme ist, war früher normal: Katzen waren Freigänger und Jagen und Beute mit nach Hause bringen die natürlichste Sache der Welt

Das sieht heute anders aus: Katzen tragen Glöckchen am Hals um …, ja warum eigentlich? Von dem zarten Gebimmel bekommen Vogeleier in Nestern keine Flügel, die sie retten könnten. Der Stress für die Alttiere, die die Katze jetzt beim Näherkommen hören können, dürfte ähnliche Level erreichen wie das Bemerken einer Katze ohne Glöckchen. Nattern, Echsen usw. sagen Glockentönchen nicht mehr als sie sowieso schon über ihre empfindlichen Sinnesorgane wahrnehmen und sie flüchten lassen.

Und die Katze selbst? Sie kann sich natürlich an das Glöckchen gewöhnen, das Jagen wird sie trotzdem nicht lassen. Richtig gefährlich wird es für eine Katze mit Glöckchen, wenn dieses mittels Halsband angelegt wurde. Beim Herumstromern, Klettern und Springen kann sich ein relativ unflexibles Halsband an Ästen und sonstigen Vorsprüngen verhaken und die Katze strangulieren. (Das gilt übrigens für Halsbänder jeglicher Art). Soll man Katze einfach Katze und Kater Kater sein lassen?

Die Alternative kann nur heißen: Von April bis Juni dem geliebten kleinen Raubtier so viel Aufmerksamkeit und Spielzeiten schenken, dass der Jagdtrieb sich auf Spielzeug aus dem Fundus von Herrchen und Frauchen konzentrieret. Eine viel beschäftigte Katze interessiert sich nachweislich deutlich weniger für Beutetiere in der Natur. Zeitlich begrenzte Ausgangszeiten im genannten Zeitraum helfen zusätzlich die nötige Ruhe in der Setzzeit zu garantieren. Wenn dann noch Kaninchendraht die Nester der Singvögel, die Wanderwege der Amphibien und Sonnenplätzchen der Reptilien schützt, fühlen sich auch diese Tiere im naturnahen Garten heimisch.