Fast jeder Hundebesitzer kennt das Problem: Sind Herrchen und Frauchen daheim, freut sich der Hund, aber wehe, der Hund muss alleine zu Hause bleiben: Sie liegt förmlich in der Luft: die Schwermut des Hundes und sein Problem, seine geliebten Zweibeiner aus dem Haus gehen zu sehen. Jetzt soll es eine Pille richten:
Die Pille ist rund, weiß und schlicht, und sie soll herzzerreißend heulende Hunde glücklich machen. Sie enthält das Mittel Prozac, ein Wirkstoff der auch bei depressiven Erkrankungen des Menschen verschrieben wird, jedoch mit einem kleinen Unterschied: Die Pille schmeckt nach Fleischwurst. Angstzustände, Furcht, Einsamkeit, auch der intelligenteren Tierwelt sind die schwarzen Seiten der menschlichen Psyche nicht fremd.
Immer mehr Haustiere, allen voran Hunde, bekommen Arzneien gegen Depressionen. Das Wirtschaftsblatt “The Economist” schätzt, dass der pharmazeutische Markt in den USA mit Psychopharmaka für Tiere bereist einen Umsatz von jährlich einer Milliarde Dollar erreicht. Ohne Zweifel, die Zahl der Hunde steigt, die unter Verhaltensproblemen leiden. Zirka 15 Prozent aller Hunde haben Trennungsangst und zeigen diese deutlich.
Anzeichen sind herzzerreißendes Gebell und zerstörte Wohnungsgegenstände in Abwesenheit des Herrchens oder Frauchens. Im Frühjahr ist die Firma mit dem berühmten Stimmungsaufheller Prozac für Tiere auf den Markt gekommen. Das Antidepressivum für Hunde, sorgt dafür, dass die Diagnose eines psychischen Mangels beim liebsten Freund des Menschen so wenig kompliziert ist wie die Behandlung – im einfachsten Fall hilft schlicht eine Pille.
Hunde, die an Trennungsängsten leiden und beim außer Haus Gehen von Herrchen und Frauchen das Haus verwüsten, sollen sich brav schlafend auf ihre Hundedecke verziehen. Eine Alternative der aufwändigeren Art, aber garantiert frei von schädlichen Nebenwirkungen ist ein konsequentes Verhaltenstraining und die notwendige Geduld. Wer trotzdem lieber auf Chemie setzt: 72 Prozent der mit “Reconcile” behandelten Hunde war nach acht Wochen von den Ängsten befreit. Von denen, die ein Placebo erhalten hatten, waren es nur 50 Prozent.